Morlaix (Montroulez auf Bretonisch)

Einwohner ca. 15421 (Jan. 2010)


Morlaix liegt zwischen 0 m und 104 m Meereshöhe im Norden des Départements Finistère an der sehr schmalen und langgezogenen Mündung des gleichnamigen Flusses in der Bucht von Morlaix. Von der Zeit verzogene, schiefergedeckte Fachwerkhäuser, schöne Bauten aus der Blütezeit des Tabakgeschäfts am Fluss – Morlaix und ein zweistöckiges Eisenbahn–Viadukt (58 m hoch und 285 m lang) aus dem 19. Jahrhundert, wurde 1863 erbaut um die Bahnverbindung von Paris nach Brest fertigzustellen drückten der Stadt ihren Stempel auf. Unter den 14 Bögen des Viadukts überrascht die Altstadt mit ungewöhnlicher Architektur der "Laternenhäuser" (Maison à Lanterne). PKW kann man auf einem der zentralen Parkplätze abstellen, die weit vor dem Viadukt am Hafen beginnen und fast bis zum Rathaus reichen. Von dort aus ist es sinnvoll, die Erkundung der Stadt zu Fuß zu unternehmen.


Bauwerke

Die Altstadt mit zahlreichen mit Hausvorbau geschmückten Häusern spiegelt den Reichtum der Stadt wieder. Bemerkenswert ist die Bauweise der Laternenhäuser, Gebäude, die um einen oben verglasten Innenhof herum errichtet wurden. Zu den Laternenhäusern zählt das Haus Maison de la Reine Anne in der Rue Mur 33, ein dreistöckiges Haus, das zu Beginn des 16. Jahrhunderts Anne de Bretagne als Wohnsitz gedient haben soll. Die Fassade ist mit Ornamenten und Heiligenstatuen reich verziert. Die oberen Stockwerke, die die über die darunterliegenden herausragen, sind über eine Wendeltreppe im Innenhof zu erreichen, die sich im Stil der Renaissance um ein aus einem Stück geschnitztes, reich verziertes Mittelstück erhebt. Die Grand´Rue, heute Fußgängerzone, war die Hauptstraße des alten Handelsortes. Heute mischen sich auf der Grand´Rue alte Häuser und moderne Geschäfte. Weiter in Richtung Viadukt erreicht man den Place des Otages der an die im Krieg von deutschen Soldaten getöteten Bretonen erinnert. Die Kirche Saint–Melaine (15. Jh.) wurde im Flamboyantstil errichtet. Bei Bombardierungen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg nahm die Kirche schweren Schaden, wurde aber wieder aufgebaut. Bemerkenswert ist das Orgelgehäuse, das noch aus dem 17. Jh. stammt. Die Gemeindekirche Saint–Mathieu wurde im 16. Jahrhundert errichtet. Aus dieser Zeit ist jedoch nur noch der Turm erhalten. Nach langdauerendem Verfall wurde die Kirche Anfang des 19. Jh. komplett restauriert. Sehenswert ist eine aufklappbare Marienstatue, deren Inneres die Dreifaltigkeit darstellt. Die ehemalige Tabakmanufaktur "Ferme" entstand im 19. Jahrhundert.



Umgebung von Morlaix

Fort Taureau

Das Fort Taureau aus dem 16. Jahrhundert in der Bucht von Morlaix bei Carantec ca. 16 km von Morlaix entfernt wurde nach Restaurierung 2006 wieder für die Besucher geöffnet. Die Festung ist eine imposante Zitadelle auf einer kleinen Insel ("Île du Taureau" auf deutsch: Stierinsel). Sie wurde im Jahr 1542 gebaut, um die Bewohner von Morlaix von Piraten und Plünderern zu schützen. Im Jahr 1522 führen englische Seeräuber den Fluss hinauf und überfielen die Stadt, die gerade noch gerettet werden konnte. Darauf wurde in der Stadt beschlossen, etwas dagegen zu tun. Zwanzig Jahre später begann der Bau der Festung am Eingang der Bucht. Um den Posten als Gouverneur des Forts zu ergattern, stritten die Kandidaten aus Morlaix heftig, denn jeder Gouverneur wurde, bis zu Zeiten von Ludwig XIII, geadelt. Von Carantec aus, Plage du Kelenn und Plougasnou, Port du Diben kann man die Festung mit dem Ausflugsboot erreichen. Auf der Webseite von Château du Taureau ist alles Notwendige zu finden um einen Bootsausflug zu machen.



Plougasnou (bretonisch Plouganoù)

Einwohner ca. 3212 (Jan. 2010)

Der Ort befindet sich an der Atlantikküste am Ärmelkanal. Morlaix liegt 13 Kilometer südlich, Brest 60 km südwestlich, wurde im Zusammenhang mit der Existenz einer Priorei (kleineres Kloster) im 11. Jh. erstmals erwähnt. Mit Abstand der größte Bau Plougasnous ist die Kirche aus 16. Jh. im Zentrum des Ortes mit dem nachträglich eingearbeiteten Renaissance–Vorbau. Im Chor sind schöne Altaraufsätze aus dem 17 Jh. zu sehen. Die Kéricuff Kapelle im rechten Seitenschiff wird von einer eleganten gotischen Arkade aus Eichenholz abgeschlossen und birgt eine Dreifaltigkeitsgruppe aus Holz (16 Jh.). Etwa 2 km vom Meer entfernt, versteht sich der Ort als Seebad, weil die vorgelagerten Strände (Landzunge von Primel und Le Diben) zum Gemeindegebiet gehören. Durch schöne Portale zeichnet sich auch das Herrenhaus Tromelin aus.



Betkapelle Notre Dame de Lorette

Von Le Diben kommend um die Kirche fahren. An der dritten Strasse rechts abbiegen und bis zum Parkplatzschild fahren. Sofort wieder rechts abbiegen. Nach ca. 400 m ist man angekommen. Das Bauwerk aus Granit (gebaut 1611) hat ein steinernes Dach. Zwei Atlanten bewachen den Eingang.







St. Jean–du–Doigt oder bretonisch Sant–Yann–ar–Biz (ca. 617 Einwohner Stand 2010)

In dem Dorf ca. 3 km von Plougasnou entfernt wäre der Hund begraben, würde die Kirche nicht eine ganz seltene Reliquie aufbewahren: ein Fingerglied von Johannes dem Täufer. Bis 1420 war die Kirche dem Heiligen Meriadec geweiht. Nach dem ersten Kreuzzug gelangte die Reliquie nach Frankreich und landete im Jahre 1420 in dieser verschlafenen Gemeinde im nördlichen Finistère. Sofort wurde mit dem Bau einer Kultstätte begonnen. So entstand im Stil des Flamboyant ein aufwendiger Kirchenbezirk.
Ein vollkommener Enclos Paroissial: Ein Triumphtor führt in den geschlossenen Bezirk, dahinter sprudelt vor den Gräbern und einem kleinen Calvaire Wasser aus einem Renaissance–Brunnen mit dem biblischen Motiv der Taufe von Jesu. Über den drei übereinander liegenden Becken des Brunnens segnet Gott die heilige Handlung. Daneben ist eine offene Betkapelle mit derb verziertem Fries (ein Fries ist in der Architektur ein schmaler Streifen, der einer Umgrenzung, Abgrenzung, Gliederung und Dekoration von Teilen eines Bauwerks dient).





Plougonven

Einwohner ca. 3219 (Stand 2010)

Der Ort ca. 11 km südöstlich von Morlaix auf der D9 in Richtung Callac besitzt einen der ältesten umfriedeten Pfarrhöfe mit Kapelle, Beinhaus (gebaut 1532), Calvaire aus dem Jahr 1554 und einer Kirche (1523). Höhepunkt des Ensembles ist der Calvaire, einer der ältesten, größten und schönsten der Bretagne. Er besteht aus 2 Etagen auf achteckigem Sockel, der mit Darstellungen aus dem Leben Christi geschmückt ist. 3 Kreuze überragen den Calvaire, das mittlere Kreuz mit dem Erlöser wird von den Statuen der Maria und des Johannes sowie von 2 Soldaten umgeben, die seitlichen sind die Kreuze der Schächer. In der untersten Reihe ist Saint Yves, der Heilige der Advokaten, zwischen den Armen und Reichen zu sehen.












Lanmeur

Nahe der Atlantikküste und ca. 12 Kilometer nordöstlich von Morlaix an der D786 liegt die Gemeinde Lanmeur mit ca. 2.100 Einwohnern. Zur Gemeinde gehört die Pfarrkirche Saint–Mélar, deren Krypta unter dem Chor aus der vorromanischen Zeit eines der ältesten Baudenkmäler der Bretagne darstellt.
Eine Krypta (gr. "die Verborgene"; das Wort ergab auch Gruft) ist ein unter dem Chor (Apsis) oder unterhalb des Altares christlicher Kirchen befindlicher Raum, der in der Regel für Heiligengräber und Altäre diente. In der Krypta befanden sich anfänglich entweder das Grab oder die Reliquie eines Märtyrers, was neben der religiösen Bedeutung vor allem im Mittelalter Pilger anziehen sollte.
Diese Krypta stammt wahrscheinlich aus dem 6. Jahrhundert und steht wohl auch in Zusammenhang mit der Einwanderung von christlichen Kelten von den britischen Inseln. Die Krypta hat innen eine Gesamtlänge von 8,78 m und eine Breite 5,07 m. Sie ist unterteilt in drei kleine Längsschife, die durch zwei Reihen von je vier Pfeilern voeinander getrennt sind. Neben den alten Lichtautomaten ist eine Zeitschaltuhr installiert die man betätigen sollte, sonst steht man im Dunklen. Die Gefahr, das Sie sich den Kopf an den niedrigen Rundbögen stoßen, ist selbst bei eingeschaltetem Licht groß da die Bögen der Krypta an ihren niedrigsten Stellen nur 135 Centimeter hoch sind (Zugang zur Krypta ist auf der linken Seite des Hochaltars).

Die Krypta der Pfarrkirche Saint–Mêlar

Die Rundbögen, in dem kleinen niedrigen Raum, werden von Säulen und grob gemeißelten Kapitellen getragen. Wobei zwei der monolithischen Säulen mit Reliefs verziert sind, die Schlangen, Algen und Äste mit Pinienzapfen als Symbole aufzeigen, deren Bedeutung wahrscheinlich das Leben und die Erneuerung darstellen sollen. Doch das interessanteste der Krypta ist das halbrunde Brunnenbecken neben dem Eingang, welches einer der heiligen Quellen der Bretagne ist. Ohne dass ein Zu– oder Ablauf zu sehen ist, füllt sich das Becken mit Wasser und ist bald darauf wieder leer. Von Zeit zu Zeit quillt das Becken über und überflutet dabei die Krypta. Diese Eigentümlichkeit gibt den Anlass für eine Prophezeiung, dass von der Quelle des St. Mélar, eine weitere Sintflut an einem Allerheiligentag, ihren Anfang nehmen wird.

Die Legende des heiligen Saint–Mélar

Mélar war der Legende nach ein Prinz, dem sein Onkel Graf Rivod die rechte Hand und den linken Fuß abschlagen ließ, um ihn als Thronfolger untauglich zu machen. Der Unglückliche erwarb Meriten (Verdienste) als Heiliger, dem ein Engel Hand aus Silber und Fuß aus Erz verlieh. Nicht nur, dass er diese Prothesen mit derselben Gewandtheit wie natürliche Gliedmaßen benutzen lernte: Die Prothesen wuchsen auch mit ihm mit.
Die Krypta wurde für den jungen Märtyrer errichtet, dessen steinerner Sarg zwischen den beiden verzierten Säulen stand, was viele Pilger veranlasste, dem Heiligen hier zu huldigen. In der Mitte des 9. Jahrhunderts, als die Wikinger in der Gegend ihr Unwesen trieben, wurden von den Mönchen des Klosters Kernitron in Lanmeur, den Hütern und Erbauern der Krypta, seine Gebeine zerlegt und an einigen anderen Orten aufbewahrt. Damit wurde die Saint–Mélar–Verehrung in der Bretagne verbreitet. So blieb Saint–Mélar nicht nur der Schutzheilige von Lanmeur, sondern auch z. B. von St. Méloir des Bois und St. Méloir des Ondes. Doch auch Teile seiner Reliquien fanden den Weg nach Orléans und nach Meaux, aber auch nach Amesbury in England, in ein Nonnenkloster. Während in Lanmeur heute nur noch ein Rest des Heiligen vorhanden ist, besitzt Locmélar (an der D30), das zwischen Landivisiau und der Stadt Sizun liegt, einen Arm vom heiligen St. Mélar.

Textquelle ist das in der Kirche erhältliche Informationsheft in Deutsch.





 
     

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