Der Wettstreit mit Guimiliau bescherte dem stillen Landort 13 km südwestlich vom Morlaix den wohl berühmtesten
umfriedeten Pfarrhof in der Bretagne.
Der Ortsheilige St. Thegonnec bekehrte im 5. Jh. die hiesigen Heiden und schaffte nach der Überlieferung eigenhändig
die Steine für den Bau seiner Kirche auf einem Ochsenkarren heran. Er blickt vom Paradies aus sicher zufrieden auf den
Enclos paroissial herab, der nach und nach die erste, bescheidene Kirche ersetzte. In reinste Renaissance ohne gotische
Einflüsse, doch in bretonischer Eigenwilligkeit gebaut prunkt der monumentalste Pfarrbezirk der armorikanischen Halbinsel.
In St. Thégonnec wurde im "Krieg der Gemeinden" auf die bauliche Geschlossenheit und Pracht der Gesamtanlage
am meisten Wert gelegt, so steht im Mittelpunkt der Besichtigung der Enclos paroissial als Ganzes. Um 1610 entstand der
Kalvarienberg, dessen 40 Figuren in expressiver Mimik und Gestik Passion und Auferstehung darstellen. Die
Guten sind glücklich oder leiden, die Bösen ziehen Grimassen. Der Kalvarie wirkt gegenüber dem von Guimiliau leichter und weniger mächtig. Dieser
Eindruck kommt vor allem durch die drei aufragenden Säulen zustande, deren mittlere zwei Querbalken besitzt. Auf diesen sieht man römische Reiter,
zweimal Maria und St. Yves.
Beinhaus: (Bild oben) Im Jahr 1676 begonnen und 1682 vollendet,
gehört mit seiner von korinthischen Säulen unterteilten Fassade, den Rundbogenfenstern und Muschelnischen zu den
schönsten Bauwerken der bretonischen Renaissance. Über der Tür ist der hl. Pol dargestellt; er wird von zwei
Karyatiden (gebälktragende Säulen mit weiblicher Gestalt) eingerahmt. Rund um den Bau verläuft ein gemeißelter
Fries. Im Inneren befinden sich einige Statuen, ein Retabel (Altaraufsatz) aus dem 17 Jh. und der Kirchenschatz (silberne Madonna
aus dem 17 Jh., Kreuz aus feuerfergoldetem Silber aus dem 18 Jh. und weitere Werke der Gold– und Silberschmiedekunst). In der
Krypta befindet sich eine Grablegung Jesus aus bemaltem Holz, die 1702 Jacques Lespaignol aus Morlaix schuf.
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