Bretonische Spezialität
Die Bretagne ist in Frankreich die wichtigste Region für Agrarwirtschaft. An der
Atlantikküste fließt ein warmer Golfstrom, der ein recht mildes Klima mit sich bringt, das gerade
den Gemüseanbau stark begünstigt. Auch Artischocken gedeihen hier hervorragend, obwohl sie sonst eher
in Klimazonen wachsen, in denen auch Wein angebaut wird. Rund 90 Prozent aller französischen Artischocken, die
zwischen Mai und Oktober reifen, wachsen in der Bretagne. Die prachtvollen bretonischen Gemüsedisteln sind der
ganze Stolz der Region um Roscoff (Departement Finistere). "Camus de Bretagne", wie sie dort genannt wird,
bedeutet die "Stupsnase", wegen ihrer großen kugeligen Form. Rund 5.000 Familienbetriebe haben sich
dort unter der Dachmarke "Prince de Bretagne" zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen.
Allgemeines
Die Artischocke (Cynara scolymus) (von arabisch al–harschuf) ist der Blütenstandskopf
einer distelartigen, kräftigen Kulturpflanze aus der Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae).
Die Artischockenpflanze bildet bis zu 2 Meter hohe Stauden. Zum Verzehr eignen sich aber nur die Blütenknospen
und ein kurzes Stück des Stiels. Die Blütenblätter bilden rundliche oder längliche Knospen, die
an einen Pinienzapfen erinnern. Je nach Sorte können sie bis zu 500 Gramm wiegen und 12-13 cm groß werden.
Die Blattfarbe variiert zwischen grün, violett, rot und rotbraun.
Herkunft
Die frostempfindliche Artischocke stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum; die Angaben über ihre Heimat reichen
vom östlichen Mittelmeer (Türkei und Persien) bis nach Nordafrika und sogar bis nach Äthiopien. Sie waren
bereits im alten Ägypten als Diätmittel bekannt und die Römer beschrieben sie als Nahrung der Reichen. Sie
ist aber ebenso auf den Kanarischen Inseln und in Südamerika beheimatet.
Geschichte
Artischockenblüte als floristisches Dekorationselement. Erwähnt wurde die Artischocke bereits um 500 v. Chr.
im spätzeitlichen Ägypten (ca. 652-332 v. Chr.) Im 2. Jahrhundert wurde sie auf römischen Marktplätzen
hoch gehandelt. Nachdem die Pflanze durch den neapolitanischen Gärtner Phillip Strozzi versiedelt worden war, trat
sie ihren Siegeszug ab 1400 nach Frankreich und Großbritannien an und etwa 400 Jahre später wurde sie auch in
den USA eingeführt. Bis zur französischen Revolution war die Artischocke in den Gärten des französischen
Landadels ein Zeichen von Reichtum und vornehmer Lebensart.
Anbau
Hauptanbaugebiete sind heute USA, Italien, Spanien, Ägypten, Argentinien und Frankreich. Aus einem kräftigen
Wurzelstock treibt innerhalb von zwei Jahren ein bis zu 2 m hoher Stängel, auf dem sich große Blattrosetten
bilden. Die Pflanze benötigt im Garten etwa 1 m² Platz und bevorzugt sonnige, warme Plätze. Die bestachelten
Blätter sind stiellos, mehrfach fiederschnittig, oben grün und von unten etwas heller bis weißlich. Geerntet
werden die faustgroßen Blütenköpfe wenn sie noch geschlossen sind und die äußeren Schuppen leicht
abstehen. Verpasst man diesen Zeitpunkt, zeigt sich eine große violette Blüte. Ihre mehrschichtigen, schuppenartigen
Hüllblätter spitzen sich nach oben hin zu. Unten bilden sie einen fleischigen Boden, der als Gemüse verwendet wird.
Nährwert
• 100 Gramm (vom essbaren Teil) haben 61 Kalorien = 255 kjoule.
• 3 Gramm Eiweiß und ca. 15 Gramm Kohlenhydrate.
• Vitamin A, 273 mg Kalium, 50 mg Kalzium und 1,5 Gramm Eisen.
Wirkung
Artischocken wird eine appetitanregende, verdauungsfördernde, cholesterinsenkende und blutreinigende Wirkung zugeschrieben.
Der in ihnen enthaltene Bitterstoff Cynarin regt den Stoffwechsel von Leber und Galle an. Außer als Gargemüse
werden ihre Blätter in Säften, Tee, Trockenextrakten und Tinkturen verwendet. Ihre medizinische und diätetische
Wirkung wird auf den Gehalt an speziellen Flavonoiden und Chinasäurederivaten zurückgeführt.
Was man beim Einkaufen wissen muss
Artischocken sind Knospen und müssen fest geschlossen sein. Sie sollten keine aufgebogenen Blätter
haben, die Knospe muss sich fest und straff anfühlen, der Stiel steif und unbiegsam. Je länger der Stiel, desto
besser ist die Haltbarkeit der Frucht. Er dient nämlich als Wasserspeicher, aus ihm kann die Knospe Nahrung ziehen und
bleibt so länger frisch. Es ist also ein Unding, wenn Händler diesen Stiel abschneiden, weil er womöglich zu
viel Platz beansprucht. Und Sie dürfen das zu Hause natürlich auch nicht tun, wenn Sie die Knospen noch zwei oder
drei Tage aufbewahren wollen. Natürlich lassen Sie braune und gar verwelkte Knospen liegen, sie sind uralt und gehören
auf den Kompost – ihre Blätter und der Boden sind nicht nur verkümmert, sondern meist auch dunkel bis schwarz
verfärbt.
Sorten
In den Anbauländern gibt es zahlreiche Sorten, die sich in Form, Farbe (grün, grünviolett
bis violett) und Größe unterscheiden. Die "Romanesco" kommt als bedeutendste Exportartischocke von
März bis Juni, aus Italien auf den deutschen Markt. Besonders beliebt in Deutschland sind die großköpfigen
Sorten aus Frankreich "Camus de Bretagne"(Stupsnase) oder die kleinen, zarten und schmackhaften Sorten aus Spanien
und Sizilien, die im Ganzen gekocht werden können.
Zutaten für 4 Portionen
• 8 Artischocken; eventuel mehr je nach Größe
• 2 Scheiben Zitrone
• 3 Schalotten fein gewürfelt
• 1 Knoblauchzehe zerdrückt
• 40 g Butter
• 25 g Mehl
• 750 ml Hühnerbrühe
• 250 ml Artischockenwasser
• Salz
• Weisser Pfeffer
• 125 ml Doppelrahm
• 1 Eigelb
• 1 El. Schnittlauchröllchen
Die Artischocken putzen, dabei sehr großzügig die harten Außenblätter wegschneiden.
Es sind nur die hellgelben bis hellgrünen Teile zart und essbar. Alles Übrige muss rigoros weggeschnitten werden,
sonst beißt man nachher dauernd auf strohige, spelzige Stücke. Die Herzen je nach Größe ganz lassen
oder halbieren, nur sehr große Exemplare werden geviertelt. Alles, was angeschnitten ist, sofort in Zitronenwasser
tauchen, damit es schön hell bleibt. Die geschälten Artischockenherzen bis zur weiteren Verwendung in mit
Zitronensaft gesäuertem Wasser schwimmen lassen.
Das Rezept:
Die vorbereiteten Artischocken mit frischem Wasser und Zitronenscheiben aufsetzen und etwa 1/2 Stunde kochen lassen.
Herausnehmen, Blätter und Heu entfernen.
Die Butter erhitzen, Schalotten andünsten, Knoblauch und Mehl hineinschütten und goldgelb anschwitzen lassen.
Mit Hühnerbrühe und Artischockenkochwasser ablöschen, 20 bis 25 Minuten köcheln lassen. Die
Artischockenherzen nach 10 Minuten zufügen, salzen und pfeffern. Die Suppe pürieren oder durch ein Sieb streichen.
Doppelrahm mit Eigelb verrühren und unter Rühren in die Suppe geben. Nicht mehr kochen lassen. Abschmecken und mit
Schnittlauchröllchen bestreut servieren.