Die Fischerei
Die bretonischen Häfen Lorient und Concarneau stehen in der französischen
Rangliste nach Boulogne an zweiter und dritter Stelle. Das Fangergebnis der Bretagne nimmt
in Frankreich die Spitzenposition ein.
An der gesamten Küste wird auch Fischfang betrieben. Die Schiffe richten ihre Fahrten nach der
Tide und bringen den frischen Fang (Seezungen, Seebarben, Steinbutt, Rochen, Seebarsch, Goldbrassen,
Makrelen sowie Krustentiere und Jakobsmuscheln) herein.
Austern und Muscheln
Die Zucht von Austern und Muscheln ist ein wichtiger Industriezweig der
Bretagne, in der die gemeine Auster (huitre plate, auch belon genannt), aber auch
die große Austernart huitre creuse gezüchtet wird. Die huitre
creuse wird verkauft unter dem Namen "Creuse de Bretagne" oder Fine
de Bretagne. Je nach Herkunft unterscheidet man 12 bretonische "grand crus": Cancale, Paimpol, Fluss Treguier,
Morlaix–Penzé, Narce des Abers, Bucht von Brest, Aven–Belon, Fluss Etel, Golfe du Morbihan, Quiberon,
Penerf und Croisic. Jede Sorte hat ihre ganz besonderen Merkmale, jeder Feinschmecker seine Lieblingsauster. Alle Austern sind
köstlich. Ihr volles Aroma erreichen sie allerdings erst am Ende der Feriensaison zwischen September und April.
Das fachmännische Öffnen und Anrichten der Austern ist eine
Kunst für sich und die Voraussetzung für perfekten kulinarischen Genuß. Nur frische
Austern garantieren Gaumenfreuden der besonderen Art. Das Öffnen erfordert
viel Fingerspitzengefühl und soll unbedingt mit dem Austernmesser erfolgen. Auf jeden
Fall sollte man die Hand, mit der man die Auster hält, mit einem Handtuch schützen.
Mit Hilfe einer Gabel (es gibt spezielle Austern–Gabeln, die etwas kürzer und breiter sind als Kuchengabeln) wird die Auster dann von der anderen
Schalenhälfte gelöst und mit etwas Zitrone beträufelt geschlürft.
Die Austern von Cancale
Die Austern sind eine der Einnahmequellen der Stadt und begründen noch heute bei den
Feinschmeckern in aller Welt den Ruf der Stadt Cancale als diejenige, die die besten Muscheln hervorbringt.
Nirgendwo kann man frischere Austern besser genießen als in Cancale. Dabei verleiten die günstigen Preise und
der Blick auf die nahe gelegenen Austernbänke jeden Liebhaber zum Schlemmen, mag er die Austern in einem der vielen
Restaurants oder direkt an den Verkaufsständen vor den Parcs à Huîtres unterhalb des Leuchtturms in
La Houle genießen. Schon der Sonnenkönig (Ludwig XIV.) bestellte hier bevorzugt seine Austern, die dann mit
schnellen Pferden zum königlichen Versailles transportiert wurden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass viele der
feinsten Restaurants in Paris ausschließlich Austern aus Cancale auf ihre Teller lassen.
Wenn Sie in Pontorson oder in Le Mont St Michel wohnen brauchen Sie nicht bis nach Cancale fahren um die Cancaleaustern zu essen.
Ab Pontorson die Küstenstrasse D797 Richtung Cancale bis Le Vivier–sur–Mer fahren (ca. 22 km). Am Ortsausgang
gibt es ein Austernverkaufsstand mit Sitzplätzen, Parkplatz und sehr schönem Ausblick auf die Bucht von Mont St Michel. 12 Austern größe N° 1 mit
Brot und Salzbutter kosteten im Mai 2013 15 €.
Die Miesmuscheln (moules)
werden in der Bretagne von der Bucht des Mont St.–Michel bis zur
Bucht von St.– Brieuc und in der Mündungsbucht der Vilaine am Muschelzaun (bouchot)
gezüchtet. Auch hier bleiben die Muscheln fast sandfrei wie bei den Hängekulturen.
In der Umgebung von Le–Vivier–sur–Mer unweit von Cancale, werden zunehmend auch Miesmuscheln kultiviert.
Die Jakobsmuschel (Coquiles St. Jacques)
Die Jakobsmuschel ist eine Kamm-Muschel mit charakteristischem Aussehen.
Sie wird ca. 5-15 cm groß und gilt als eine der größten und schmackhaftesten
essbaren Muscheln.
Jakobsmuscheln kommen hauptsächlich im nördlichen Atlantik, vor den Küsten
Schottlands und Irlands vor, wo auch die delikatesten Jakobsmuscheln gefangen werden. Auch
in der Bretagne werden beträchtliche Mengen Coquiles St. Jacques gefangen und im Mittelmeer
kommt die Jakobsmuschel auch vor. Fangzeit für die Jakobsmuschel ist November bis
März, die Muschel wird jedoch ganzjährig tiefgefroren angeboten. Um die Preise
stabil zu halten, ist der Fang der Jakobsmuscheln in manchen Gegenden streng limitiert.
In der Bretagne z.B. ist der Fang trotz ausreichenden Beständen der Jakobsmuschel
auf zwei Tage pro Woche für je 45 Minuten(!) beschränkt. Aber auch Urlauber dürfen
die Coquille Saint-Jaques zu denselben Konditionen wie die Profis an der Nordküste
der Bretagne fangen, sei es als Muschel-Sammler bei Ebbe, sei es als Taucher (aber nur
ohne Atemgerät). Auf 30 Jakobsmuscheln pro Person und Termin ist der Fang in der Bucht
von Saint Brieuc begrenzt.
Algen und ihre Verarbeitung
In Europa bietet die Bretagne für Algen ideale Bedingungen. Es gibt kaum Industrie,
Intensiv–Landwirtschaft oder Großhäfen. Das Wasser des Atlantiks ist hier relativ sauber, die
Küste ist felsig und fällt sanft ab, so dass die Algen genug Licht und Fläche zum Wachsen und
Anhaften haben.
Die Befürchtungen, dass das Tanker–Unglück (Erika) im Dezember 1999 vor der Küste der Bretagne das
Meer dort verpesten würde, haben sich nicht bestätigt. Untersuchungen haben ergeben, dass man sowohl
Algen als auch Fisch und Meeresfrüchte aus der betroffenen Region weiterhin verzehren kann. In einigen
wenigen Fällen waren Austern aus der küstennahen Zucht belastet, sind aber dann gleich aussortiert
worden und gar nicht mehr in den Handel gelangt.
Die unterschiedlichen Algenarten. die seit langem als Düngermittel und als Rohstoff für die
chemische Industrie dienen (Sodaherstellung seit 18. Jh, Gewinnung von Jod im 19. Jh.), findet man heute
in unseren Badezimmern, in Restaurants und in Thelassotherapiezentren wieder. Die Gegend der
Abers ist das bedeutendste Zentrum dieses Erwerbszweiges in der Bretagne.
Die Goémoniers sind Sammler, die sich auf das Einsammeln von Knopfalgen spezialisiert haben.
Dieser Beruf ist sehr alt und hat eine richtige Tradition an der Nordküste des Finistère, einer
Region die sehr reich an Algen ist. Man sammelt die angeschwemmten Knopfalgen am Strand ein, oder fährt
mit dem Schiff aufs Meer, um die Algen mit einer sogenannten "Scoubidou" Schraube (Endlosschraube)
abzureißen und an Bord zu holen. Das Entladen erfolgt in Lanildut, führender Knopfalgenhafen Europas.
Die Algen werden getrocknet und anschließend für Verwendungen vorbereitet.
Als getrocknete Ware sind Algen auch hier in Deutschland in den Läden gelandet und deshalb fand die
Koch–Kunst es an der Zeit, mal zu schauen, welche kulinarischen Freuden sie bieten und wie Algen in
der heimischen Küche benutzt werden können.
Die Inhaltsstoffe der Algen
Die Algen bestehen je nach Art zu 55–75% aus hochwertigem Eiweiß, das ist mehr als jedes andere Lebensmittel hat, darunter alle 8 unentbehrlichen
Aminosäuren und vielerlei Enzyme. 20–30% Kohlenhydrate, 1–4% Lipide (wasserunlösliche organische Biomoleküle), 3–9% Mineralien
und Spurenelemente (bis zu 23 an der Zahl), 2–11% Farb– und Pigmentstoffe und 1–3% Vitamine (13 verschiedene, darunter hauptsächlich die
wertvollen Vitamine der B–Gruppe, aber auch A, C und E). Algoplus in Roscoff ist ein Unternehmen, das Lebensmittel und Meereskosmetik aus Algen anbietet
und auch besichtigt werden kann.
Algen am Atlantikstränden
Die Algenplage in der Bretagne ist nicht nur unappetitlich, sondern kann zur tödlichen Gefahr werden. Für die Algenplage
wird Landwirtschaft der Bretagne verantwortlich gemacht. Wie brisant das Thema ist, zeigt der Ferienabbruch des französischen
Premiers im Sommer 2009. Auch wenn viele Algen eingesammelt werden bleiben genügend Strände mit den gefährlichen
Grünalgen übrig.
Seit Jahren wuchert in der Bretagne eine Algenpest von Mai bis Oktober in Küstenzonen mit wenig Wasseraustausch. Doch im
Jahr 2009 war es besonders schlimm. Nach dem Tod eines Pferdes in einem Algenteppich wurden im Nordwesten Frankreichs bis zu einem
Promille Schwefelwasserstoff (H2S) erkennbar an dem typischen Geruch nach faulen Eiern und Ammoniak
(NH3) in der Luft nachgewiesen. Durch den unangenehmen Geruch von Ammoniak, der schon bei niedrigen
Konzentrationen wahrnehmbar ist, existiert eine Warnung, so dass Vergiftungsfälle mit Ammoniak selten sind.
Die gemessene Konzentration ist 200–mal so hoch wie in der Industrie erlaubt, berichtete die Pariser Zeitung
"Le Figaro".
Die eigentliche Giftwirkung von H2S beruht auf einer Zerstörung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin und
damit einer Lähmung der intrazellulären Atmung. Premierminister François Fillon brach seinen Urlaub ab,
um mit mehreren Ministern über das Thema zu beraten. Auch der ADAC hat eine Warnung ausgegeben: Viele Strandabschnitte von
Saint–Michel–en–Grève (Côtes d´Armor) bis zum Badeort La Baule an der Mündung der
Loire in der Bretagne seien von der Algenpest betroffen. Daher sollten sich Badeurlauber nur an gut gepflegten Stränden
aufhalten. Urlauber sollten unbedingt Algen aus dem Weg gehen, die in der Sonne an Steinen oder am Boden antrocknen. Die
Algenkruste, unter der sich die giftigen Gase sammeln, ist an einem weißlichen Rand zu erkennen. Eltern sollten darauf
achten, dass ihre Kinder und auch die gerne am Boden schnüffelnden Hunde den riesigen grünen Algenteppichen fernbleiben.
Algenplage Karte: Von Grünalgen bedeckte Strände in der Bretagne 2009
Weitere aktuelle Informationen finden Sie auf der deutschsprachigen Webseite des offiziellen Touristenverbandes der Bretagne (Comité Régional du Tourisme
de Bretagne).
Zum Link: hier klicken. Der Verband beantwortet viele
Fragen rund um das Thema "Grünalgen in der Bretagne".
Die Wasserqualität an den Stränden der Bretagne 2012, je Département alphabetisch nach Orten und Stränden sortiert
(Quelle: Gesundheitsministerium Jahresbilanz über Wasserqualität):
Strände in der Ille et Vilaine
Strände an der Cótes d´Armor
Strände in der Finistère
Strände in Morbihan
Landwirtschaft
Trotz des wenig fruchtbaren Bodens war die Bretagne immer überwiegend
Agrarland. Getreidefelder nehmen etwa ein Drittel des Ackerlandes ein; da wachsen Kohl,
Mais, und Zuckerrüben, die als Viehnahrung dienen. Die Landschaft "Léon" (bret. Bro Leon)
im nördlichen Finistère ist bekannt für Gemüseanbau (Artischocken, Blumenkohl, Zwiebeln und
Frühkartoffeln). Im Department Ille–et Vilaine findet man noch zahlreiche Apfelbaumplantagen,
während in Morbihan der Anbau rückläufig ist. Die Äpfel werden zu Apfelsaft oder Cidre verarbeitet.
Viehzucht
Die Bretagne ist besonders für seine Milchkühe bekannt. Neben der Schweine–
(jährlich ca. 250000 Tonnen Fleisch) und der Rinderzucht (ca. 70000 Tonnen) ist auch
die Geflügelzucht samt Eierproduktion sehr wichtig (Departments Côtes – d’Armor
und Finistère), von der Milchproduktion gar nicht zu reden. In der Lebensmittelindustrie
sind vor allem die Konservenfabriken zu nennen (Penmarc’h, Douarnenez und Concarneau).
Flagge und Triskell
Die „Gwen ha du", genannte heutige bretonische Flagge, wurde 1925 von Morvan Marchal
nach dem Vorbild des Wappens von Rennes entworfen. Die fünf schwarzen Streifen symbolisieren
die fünf ehemaligen Diözesen der Hochbretagne: Rennes, Nantes, Dol – de – Bretagne,
St.– Malo und St.– Brieuc. Die vier weißen Streifen erinnern
an die Diözesen der Niederbretagne: Léon, Cornouaille, Vannes und Tréguier. Die Ecke mit
den Hermelinen ist eine Empfehlung an die alte Hermelinflagge der bretonischen Herzöge. Die Anzahl der
Hermeline ist ohne Bedeutung.
Der Versuch einer Erklärung: Triskell, (aus dem Griechischen »triskelês«
d.h. »mit drei Beinen«) ist ein keltisches Symbol, bestehend aus drei Spiralen. Die Kelten benutzten gerne
geometrische oder zirkelartige Figuren zur Darstellung. Meist fand sich ihre Symbolik in Labyrinthen, Spiralen und
Knoten wieder. Das Triskell symbolisiert die Entstehung und die immerwährende Bewegung des Universums. Die drei
Spiralen repräsentieren Wasser, Luft und Erde. In der Bretagne tauchte das Symbol in den zwanziger Jahren des 20.
Jahrhunderts zum ersten Mal auf. Heute ist es in den keltischen Gebieten zum Zeichen der keltischen Kultur geworden.
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